Scotty46125-3 hat geschrieben: ↑15. Mai 2021, 15:25
Hier mal ein paar Fakten:
Da mittlerweile jeder, der bis drei zählen kann, in ein Mikrofon sprechen und seine unausgegorenen Ideen kundtun darf, ist nicht verwunderlich, dass keiner mehr richtig weiß, was eigentlich gilt.
Grundfehler der ganzen Geschichte ist, dass guter, alter Journalismus, der nicht die Sensation sucht, sondern Fakten und Hintergründe beleuchtet, immer mehr in den Hintergrund tritt.
-Astrazenica: wurde europaweit von Anfang an für ALLE Altersklassen -auch für die 70/80jährigen- zugelassen, leider aber in Deutschland in den ersten Monaten - angeblich mangels ausreichenden Studienteilnehmern, die älter als 65 Jahren waren, nur für Personen bis 65 Jahren zugelassen, für ältere nicht.
Das war FEHLER NR. 1.
Hätte man Astrazenica (nenne ich nachstehend AZ) für alle verimpft, wäre FEHLER Nr. 2 gar nicht entstanden. Dass nämlich nach einem halben Jahr Impfkampagne noch immer kein einziger 16 und 17-jährige Jugendlicher geimpft ist. Hätte man AZ auch grundsätzlich für alle Älteren verimpft (AZ ist jetzt nach einigem hin und her JETZT für alle 60-jährige und Ältere empfohlen nicht für die jüngeren, welche Ironie) hätten nämlich nicht nur deutschlandweit alle Jahrgänge der 16- u. 17-jährigen MIT BIONTECH geimpft worden, sondern nach und nach auch die 15-jährigen, die 16 geworden sind. Zugelassen für Jugendliche jünger als 18 ist nämlich nur Biontech!
Dann hätte man zumindest FEHLER Nr. 3 vermieden, dass jetzt - wenn Biontech für 12-15 jährige in hoffentlich naher Zukunft auch zugelassen wird, nicht 6 Jahrgänge zu impfen gehabt, sondern nur noch 4.
FEHLER Nr. 4: NICHT kommuniziert wurde, dass die Todesfälle bei AZ sehr seltene Fälle von BLUTPLÄTTCHEN-Mangel in Zusammenhang mit Thrombose im Gehirn entstehen, hat absolut nichts mit "normalen" Thrombosen zu tun, wurde aber nicht kommuniziert.
FEHLER Nr. 4 führt sofort zu FEHLER Nr. 5: Die sehr seltenen Fälle bei AZ traten ganz überwiegend bei jungen Frauen auf. Hätten man die Älteren mit AZ geimpft, hätte es trotz Durchimpfung der zwei Jugendlichen-Jahrgängen mit Biontech genügend Biontech/Moderna gegeben, um diese den priorisierten Beschäftigten in Kindergärten/Grundschulen und den Beschäftigten in Medizin und Pflege zu impfen.
Warum sind viele junge Frauen mit den AZ-fällen betroffen? Einfach mal überlegen, wie hoch der Prozentsatz von weiblichen Beschäftigten in Medizin, Pflege, Grundschulen und Kindergärten ist...
Mit dem vorgesagten ist nicht gesagt, dass in absoluten Ausnahmefällen nicht auch Ältere Biontech/Moderna bekommen hälten - aber nur dann wenn NACHWEISLICH ein Blutplättchenmangel besteht, was bei kaum jemandem der Fall ist.
FEHLER Nr. 6: ganze Priorisierungsgruppen werden geöffnet, z.B. sind in NRW auf einen Schlag 2,3 Mio. über 80-jährige angeschrieben worden. Dann wundert man sich, dass bei der Terminvergabe am Anfang 70.000 Anrufe jede Sekunde eingehen. Warum hat NRW das gemacht? Keine Ahnung.
lernt NRW daraus? FEHLER Nr. 7: Janey spricht an, dass in NRW niemand mehr weiß, was Sache ist. Weil: über die 116117 dürfen sich seit einigen Wochen nur die über 70-jährigen und die priorisierten aufgrund Vorerkrankung anmelden. Alle anderen in den ersten drei Gruppen müssen ihre kreisfreie Stadt oder den Landkreis anrufen (und hoffen, dass die Stadt mehr als eine Person mit der Aufgabe betraut hat, für das örtliche Impfzentrum Termine zu machen)
Warum macht NRW sowas? keine Ahnung...
Es gibt tatsächlich Bundesländer, die ganz leise und zügig impfen, und von denen man nichts hört. Weil es klappt. Rheinl.Pfalz nur mal ein Beispiel von wenigen Bundesländern, in denen es gut funktioniert.
FEHLER Nr. 8: Man verbreitet Gerüchte, dass die Priorisierungen komplett aufgehoben werden ("Im Mai", "Im Juni"). NUR: Das sind keine Beschlüsse, sondern Vorschläge, ohne konkretes Datum der Umsetzung oder Angabe, ob das überhaupt so umgesetzt wird.Besser: Erst dann den Medien mitteilen, wenn konkretes klar ist UND umgesetzt wird.
FEHLER Nr. 9: Wäre Biontech für die Jahrgänge der 16/17-jährigen und 15 1/2-jährigen reserviert worden, hätten auch Kinderärzte schon mitimpfen können. Damit wären insgesamt mehr Menschen geimpft gewesen.So stehen die Kinderärzte immer noch in den STartlöchern...
FAKTEN:
Nach wie vor bei Impfzentren Priorisierungen Gruppen 1,2,3
Priorisierung FÜR AZ und Johnson/Johnson BEIM HAUSARZT aufgehoben, für die anderen Impfstoffe gelten auch beim Hausarzt die Priorisierungen weiterhin!
wann Priorisierungen BUNDESWEIT in Impfzentren aufgehoben werden, momentan völlig unklar.
Einige Bundesländer preschen bei der Aufhebung der Priorisierungen bei Hausärzten vor. Das bedeutet aber nicht, dass sich Hausärzte keine Gedanken machen dürfen, für wen eine Impfung sinnvoller ist, als für andere.Es gibt keinen automatischen Anspruch darauf, sofort geimpft zu werden nur weil die Priorisierung beim Hausarzt aufgehoben ist. Es kommt schließlich auch darauf an, wieviel und welchen Impfstoff der Arzt hat.
Für Fragen die bundesweite Informations- Hotline 116 117 (nach erster Bandansage 1 drücken, nach zweiter Bandansage 1). Die geben Auskunft, machen aber keine Termine.
Bitte unbedingt (FEHLER Nr. 10) beim Wählen von 116 117 Auswahltasten drücken! Falls das nämlich nach 18.00 Uhr nicht gemacht wird, landet man automatisch beim ärztlichen Notfalldienst.
Und: FEHLER 11: Vielleicht überlegt sich ja mal jemand, was man gegen die doppelt so hohe Corona- Sterblichkeit von Männern gegenüber Frauen in den mittleren Altersjahrgängen macht... Bisher wurde das nicht thematisiert... Vielleicht bestimmte Männerjahrgänge deswegen bevorzugt impfen?
Meine Hoffnung: Nach Durchimpfung der Bevölkerung muss es einen runden Tisch geben, und ein konkreter Plan erarbeitet werden, wie es bei einer -leider- in Zukunft zu erwartenden neuen Virus-Pandemie besser gemacht wird. Nicht verderbliche Notfallvorräte müssen angelegt werden, Produktionskapazitäten in Deutschland geschaffen werden.
Der Plan muss so gut sein, dass dieser einfach nur abgearbeitet werden muss. WER (incl. Stellvertretung) ist WO für WAS zuständig und verantwortlich... Und ja, eine andere Rufnr. als die 116 117 für die Informationshotline bzw. die Terminvergabe (die Bereitsschaftsdienste -insbesondere bei Anrufen nach 18.00 Uhr - werden das zu würdigen wissen).